Gebrannte Creme

100 g Zucker mit 0,5 dl Wasser in einer weiten Pfanne aufkochen (das Wasser sorgt dafür, dass der Zucker gleichmässig caramelisiert). Sobald der Zucker geschmolzen und mittelbraun ist, 5 dl Milch dazugiessen. Caramel unter Rühren vollständig auflösen. Derweil in einer Schüssel 1 Ei, 1 EL Maizena und 1 EL Zucker mit dem Schwingbesen verrühren. Caramelmilch langsam zur Eimischung giessen, dabei rühren. Zurück in die Pfanne geben und unter ständigem Rühren erhitzen, bis die Creme eindickt. Gebrannte Creme durch ein Sieb in eine Schüssel giessen. Klarsichtfolie direkt auf die Oberfläche legen, damit sich keine Haut bildet. Einige Stunden kühl stellen. Zum Servieren mit flaumig geschlagenem Rahm anrichten. Quelle: Annina Keller: ANNA – Rösti, Zuckerrohr und Liebe

Supplement: Zwischen den Kapiteln von Anna – Rösti, Zuckerrohr und Liebe stehen ein paar alte Rezepte: schlicht notiert, währschaft. Eines davon ist die Gebrannte Creme – aus caramelisiertem Zucker, Milch, Eiern, ein wenig Mehl. Kein grosser Aufwand, aber ein feines Dessert.

Annina Keller hat diese Rezepte aus dem handgeschriebenen Kochbuch ihrer Ururgrossmutter übernommen und im Buch abgedruckt. Von Anna erfuhr sie vor gut fünfzehn Jahren bei einem Leichenmahl, als ihre Grosstante Trudi zu erzählen begann – von jener Ururgrossmutter, die Ende des 19. Jahrhunderts Wirtin in der «Krone» von Zäziwil war und zwei Leben führte.

Kellers Roman erzählt Annas Geschichte, die mit einer schlichten, aber folgenreichen Frage begann: «Würdest du von der Küche in die Stube wechseln?» Der verwitwete Wirt Fritz Joss stellte sie an einem Augustmorgen 1894 – und Anna sagte Ja. Über Nacht wurde sie Ehefrau und Mutter von acht Kindern, Gastgeberin und Wirtin. Sie hatte eigentlich Paul heiraten wollen, ihre Jugendliebe. Doch die Umstände verlangten anderes.

«Mich hat besonders beeindruckt, wie Anna einfach so das, was das Leben ihr angeboten hat, mit Grösse und Stärke annehmen konnte», sagt Annina Keller im Gespräch mit dem SRF-Regionaljournal. Ihre Ururgrossmutter habe ein Leben geführt, das sich nicht in ein einfaches Schicksal fassen lasse. «Das Leben hat diese Geschichte geschrieben», sagt Keller, «aber meine Ururgrossmutter hat durch ihre Entscheidungen und ihre Tatkraft einen wesentlichen Anteil daran.»

Das Buch folgt Anna von der Krone in Zäziwil bis auf die Philippinen, wo Paul auf einer Zuckerrohrplantage ein neues Leben begonnen hat. Fast dreissig Jahre später steht er plötzlich wieder in der Küche der Krone. Beide sind verwitwet, beide gezeichnet von der Zeit. «Was hast du noch vor mit deinem Leben, Anna?», fragt er. Sie zögert nicht lange. Im Spätherbst 1923 reist Anna mit ihm nach Asien.

Der Zucker, der in der Emmentaler Küche zur Gebrannten Creme wird, wächst dort auf endlosen Feldern. Zwei Welten, verbunden durch eine Zutat – und durch ein Leben, das sich die zweite Chance nicht nehmen liess.

Mehr Informationen: woerterseh.ch/produkt/anna
Fotogalerie: annasleben.ch

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